Spannung in Schlitz

von Heiko Schäfer

SCHLITZ (sfä) Mit der ADAC Hessen Rallye Vogelsberg gehen die deutsche Rallyemeisterschaft (DRM) und das ADAC Rallye Masters in ihre vierte Runde. Beide Serien wurden in diesem Jahr erstmals miteinander verschmolzen. So entstanden insgesamt 14 Saisonläufe, jeweils sieben in der ersten und sieben in der zweiten Jahreshälfte. Nach drei Rallyes gab es drei verschiedene Sieger, es liegt Spannung in der Luft. Beim Auftakt der Saarland- Pfalz gewannen Mark Wallenwein/Stefan Kopczyk (Stuttgart/Heilbronn) im Skoda Fabia S 2000. Im hohen Norden bei der Wikinger Rallye triumphierten Hermann Gsssner jr./Ursula Mayrhofer (Surheim/Österreich) im Mitsubishi Lancer und im Erzgebirge katapultierten sich die Wahl- Sachsen Ruben und Petra Zeltner (Lichtenstein) bei ihrem ersten Einsatz im Porsche 911 GT3 an die Spitze. Mark Wallenwein liegt nach zwei Ausfällen in der DRM mit 28 Punkten gleichauf mit Zeltner auf Rang drei. Es führt Hermann Gassner jr. (48 Punkte) vor seinem Vater Hermann (32 Punkte). Für den veranstaltenden AC Schlitz startet Michael Rausch mit Beifahrerin Jenny Schonk. Seit 16 Jahren ist Rausch der Marke mit dem Blitz treu und bewies letztes Jahr mit einem Top fünf Platz am Freitagabend, was machbar ist. Ein Heimspiel hat auch Benjamin Krusch (Feldatal). Letztes Jahr noch mit Beifahrer Jens Schuchmann im Opel Adam als ungezeiteter Vorwagen dabei, zählt nun jede Sekunde. Der Vogelsberg ist auch Auftakt zum ADAC Opel Rallye Cup. Beim Testlauf des Cups vor zwei Wochen im Erzgebirge gewann Krusch´s neuer Teamkollege Emil Bergkvist (Schweden) von Audex Motorsport. Rang drei ging an Yannick Neuville (Belgien), der als Neuzugang ebenfalls für das Audex- Team von Guido Deppe fährt. Krusch wurde mit Robert Patzig vierter und will vor der Haustür ebenfalls nach vorne. Erstmals betritt Lars Garten (Pohlheim) die „große Bühne“ mit seinem BMW M3. Nach zwei dritten Plätzen bei der Rallye Hinterland letztes Jahr und Hessisches Bergland im März, ist Garten eine vordere Platzierung im Gesamtklassement bzw. in der Klasse zuzutrauen. Dies gilt auch für Dirk Klemund/Carina Lücking (Hungen/Hüllhorst) vom MSC Horlofftal im Subaru Impreza, Sebastian Wolf/Catharina Reitz (Lich/Pohlheim) und Reiner Hahn/Stefan Schork (Hungen/Grünberg) beide im Mitsubishi Lancer Evo 10.

Für die Zuschauer ist am Freitagabend neben der Sprintprüfung Hutzdorf der beliebte Rundkurs in Willofs reizvoll. Beide Strecken werden doppelt gefahren.

Am Samstag folgen für die rund 100 Teams ab 7. 01 Uhr nach den beiden Sprints in Ullrichstein und Feldatal, der Rundkurs Schlitz und zum Abschluss Niederaula als Königsprüfung mit 18, 6 Kilometern an. Alle Wertungsprüfungen werden doppelt gefahren. Insgesamt sind 12 WP´s über 116, 72 Kilometer auf Bestzeit zu bewältigen.

Am Freitagabend stehen nach dem Start um 18. 05 Uhr in Schlitz vier Wertungsprüfungen (WP) über 26, 18 Kilometer auf Bestzeit an. Nach dem Re- Start am Samstagmorgen um 7. 01 Uhr sind weitere acht WP´s über 116, 72 Kilometer zu bewältigen.

 

„Rallye Vogelsberg hat mir immer gefallen“

Der heute 25- Jährige Hermann Gassner jr. begann 2006 mit dem Rallyesport. Drei Jahre später wurde der Bayer im Mitsubishi Lancer mit Kathi Wüstenhagen aus Zossen 2009 der bisher jüngste Deutsche Rallye Meister. Mit Ursula Mayrhofer aus Österreich (seit 2013 im Team von Gassner Motorsport) fährt Gassner im Mitsubishi Lancer Evo 10 erneut um die deutsche Rallyekrone. Der KFZ- Mechantroniker, Student der Fahrzeugtechnik an der FH München, lebt in Surheim im Berchtesgadener Land. Sein Vater Hermann war vier Mal (1995, 2003, 2007 und 2008) Deutscher Rallye Meister. Anzeiger- Mitarbeiter Heiko Schäfer sprach mit Hermann Gassner jr. über das Winter- Rallyetraining in Finnland, eine internationale Karriere und seine Eindrücke von der Hessen- Rallye Vogelsberg.

 

Herr Gassner, Sie waren über die Wintermonate zusammen mit Ex- Mitsubishi Werksfahrer Uwe Nittel als Instruktor beim Winter- und Rallyetraining im finnischen Rovaniemi. Gab es in dieser Zeit auch mal einen Abstecher zum WM- Lauf nach Schweden oder waren Sie nur mit dem Eistraining beschäftigt?

Gassner jr.: Ich hatte mit den Prüfungen für das Studium und dem Wintertraining genug zu tun. Da blieb leider keine Zeit den WM- Lauf in Schweden zu besuchen. Dieser liegt auch rund 1 200 Kilometer vom finnischen Lappland entfernt. Allerdings habe ich mir die Zusammenfassungen im Fernsehen angesehen und das war heuer eine richtig schwere Rallye.

 

Waren Sie nach einigen Wochen auf Schnee und Eis auch wieder froh in Deutschland sein und fahren zu dürfen, oder hätte der Aufenthalt auch länger dauern können?

Gassner jr. :Ich bin gerne unterwegs und Finnland ist für jeden Rallyefahrer ein Traum. Aber natürlich ist man auch wieder froh, wenn man zu Hause landet. Allerdings hätte ich mir noch vor dem ersten Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft (Anm. Saarland- Pfalz Rallye) einen Shakedown als Funktionstest auf einer kurzen Wertungsprüfung zum Wiedereingewöhnen auf den deutschen Asphalt gewünscht. Aber dafür war leider keine Zeit.

 

Sie waren mit Kathi Wüstenhagen 2009 im Mitsubishi Lancer mit 20 Jahren der bisher jüngste Deutsche Rallyemeister. War der Erfolg so etwas wie eine Visitenkarte für eine mögliche internationale Karriere?

Gassner jr. : Es war eine schöne Saison 2099. Damals habe ich viel gelernt und musste oft stark pushen. Der Deal mit Red Bull war aber nicht an den Gewinn der Meisterschaft gebunden. Im deutschen Rallyesport ist es leider so, dass der Titel für einen weiteren Aufstieg steht. Im meinem Fall hat es aber sicher nicht geschadet,

 

Mit Beifahrer Klaus Wicha danach im Team des mehrfachen Österreichischen Staatsmeister Raimund Baumschlager im Skoda Fabia S 2000 auf der europäischen Rallyebühne unterwegs. Warum blieb der Durchbruch in die Rallye- Weltmeisterschaft aus?

Gassner jr. : Ich denke, das hat viele verschiedene Gründe. Um einen Durchbruch nach ganz oben zu schaffen, muss alles passen. Auch die Politik spielt eine große Rolle. Im Nachhinein muss ich auch sagen, dass ich vielleicht im Kopf noch nicht soweit war. Nichtsdestotrotz war es eine sehr schöne Zeit und noch ist nicht alle Tage Abend. Bin erst 25 Jahre alt.

 

Im Fachorgan Rallye- Magazin wurden Sie mit den Worten „wieder um eine Trophäe kämpfen“ zitiert. Belassen Sie es vorerst bei der Deutschen Rallye Meisterschaft, oder liebäugeln Sie insgeheim dennoch mit einem Aufstieg in der nächsten Zeit?

Gassner jr. : Natürlich würde es mich freuen wieder international zu starten, weil ich der Meinung bin, dass ich da hingehöre. Jedoch muss man auch realistisch bleiben. Der Sport ist nicht billg und wenn es ins Ausland geht, steigen die Kosten schnell um das Doppelte. Wir werden in Deutschland das Beste aus unserem Mitsubishi Evo 10 herausholen und dann sehen wo wir stehen.

 

Jede Rallye hat ihren eigenen Reiz. Was gefällt Ihnen an der ADAC Hessen Rallye Vogelsberg besonders und was weniger?

Gassner jr. : Die Rallye Vogelsberg hat mir immer gefallen. Die Prüfungen sind schmal, schnell und oft von einer leichten Staubschicht überzogen. Zudem gibt es immer wieder ein paar Schotterstücke. Das fordert alles von den Teams und macht einen besonderen Reiz aus. Etwas was mir weniger gefällt, fällt mir nicht ein. Ich freue mich schon darauf, über die Startrampe zu rollen.

 

Der Schottenring war mal einer der Höhepunkte im Vogelsberg. Wie gefiel Ihnen die Naturrennstrecke?

Gassner j. : Den Schottenring bin ich das letzte Mal in 2009 gefahren und ich muss sagen, er gehört nicht zu meinen Favoriten. Teile davon waren sehr, sehr schnell und breit und das gefällt mir weniger. Zudem hatte ich im Jahr einen Platten und habe viel Zeit verloren. Das bleibt einem natürlich in Erinnerung.

 

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